„Land und Dichte“- eine Dorferweiterung nach innen

„Gegenüber“ Entwurf Julia Vetter

Im März 2019 wurde vom Lehrstuhl „Entwerfen und Konstruieren“ der TU München (Leitung: Prof. Florian Nagler) folgendes Anliegen an die Gemeinde Türkenfeld herangetragen: Eine Gruppe von ca. 25 Student*innen hatte sich – begleitet von dem wissenschaftlichen Assistenten und freien Architekten Mauritz Lüps – für ihre Master Thesis die Aufgabenstellung: „Planungen für ein innerörtliches Bauen in ländlichen Strukturen“ gestellt Dazu gehörte es, einen Ort in seinem Charakter, seiner innerörtlichen Gegebenheit zu studieren, ein zukunftsweisendes Konzept zu entwickeln und dafür einen vertrauten oder auch innovativen Architekturstil zu kreieren.

In der Anfrage an die Gemeinde Türkenfeld hieß es: „Seit mehreren Jahren beschäftigen wir uns an unserem Lehrstuhl mit Projekten im ländlichen Raum. Dabei ist uns vor allem der Umgang mit zur Verfügung stehendem Grund und Boden ein Anliegen. Wenn wir nicht weiter im großen Umfang wertvolle landwirtschaftliche oder Naturflächen verschwenden wollen, müssen wir darüber nachdenken, wie wir auch in den Ortschaften des ländlichen Raums dichter (enger / höher?) bauen können, ohne dass dabei der dörfliche, bzw. ländliche Charakter verloren geht.“

Mauritz Lüps hatte mit seiner Gruppe von Master Student*innen hierfür das potentielle Baugebiet „Bühlacker“  in Türkenfeld ausgesucht. Dieses Gebiet wurde ausgewählt, weil „am Bühlacker“ ein innerörtlicher Raum dorfidentisch weiterentwickelt werden kann. Die zukünftige Strategie dörflicher Planung sollte darauf bedacht sein, auf weniger Fläche als bisher vielfältigen Wohnraum für die Gemeinschaft zu schaffen, ohne dabei die Ränder und die Fluren des Dorfes zu zerfransen oder aufzulösen.

„Wohntenne“ Entwurf Haosen Hu

„Das Dorf im Dorf“  oder „Der Hof als kollektive Erfahrung“, „Vertraute Formen“ oder „Am Dorfanger“ sowie auch „MehrGenerationenWohnen“ und „Wohnlandschaft“ sind einige der ausgearbeiteten Konzepte. Jedes dieser ca. 10 vorgestellten Konzepte beinhaltet diskussionswürdige Zukunfts-Modelle. 

Die Ausstellung im Linsenmann-Saal

Nach Abschluss der Masterarbeiten wurden nun ab Mitte Dezember einige ausgewählte Arbeiten im Linsenmann-Saal ausgestellt. Die Ausstellung wurde zwar auf der Gemeindehomepage und Facebook Seite sowie über den Gemeinde-Newsletter angekündigt, wurde aber von den meisten Bürgern nicht wahrgenommen, wohl auch weil sie in den Weihnachtswochen stattfand.
Der Ausstellungszeitraum betrug 14 Tage. Jeweils zu den Öffnungszeiten der Gemeindeverwaltung sowie am Donnerstagvormittag konnten die Ergebnisse der Studiengruppe besichtigt werden – so hieß es zumindest.

Interessierte Besucher*innen berichten allerdings übereinstimmend, dass die Ausstellung im Linsenmannsaal zu den angegebenen Zeiten meistens geschlossen war. Nur ein paar hartnäckige Interessent*innen konnten somit diese wichtige Arbeit für Türkenfeld und seine Dorfentwicklung sehen. Schade, denn für die Bürger Türkenfelds wäre dieses Modell als beispielhafte Diskussionsgrundlage für eine innerörtliche Entwicklung sehr interessant gewesen.

Lageplan „Der Hof als kollektive Erfahrung“
Entwurf Gloria Glatt

Besonders für den auch in Türkenfeld massiven Bedarf und Wunsch nach bezahlbarem Wohnraum, gemeinschaftlich erarbeitetem Lebensraum mit innovativ nachhaltiger Bauweise und niedrigem Energieverbrauch und sicheren, spekulationsfreien Mieten hätte diese Ausstellung mehr Aufmerksamkeit verdient. Und dies vor allem hinsichtlich der Tatsache, dass bei Jung und Alt der Bedarf an kleinen Wohneinheiten immer dringlicher wird: Teilweise großzügige Einfamilienhäuser werden oft nur noch von ein oder zwei Personen bewohnt und junge Familien können sich ein eigenes Haus angesichts immer weiter steigender Grund-und-Boden-Preise nicht mehr leisten.

„Vertraute Formen – Laubengang“ Entwurf Kim Neubüser


Eine vertane Chance?
Nicht ganz,  ­- ein neuer Anlauf  ist möglich ­- denn Mauritz Lüps hat sich auf Nachfrage angeboten, die Arbeiten und Konzepte – wenn auch „nur“ an Hand von Lichtbildern – mit interessierten Türkenfeldern noch einmal zu diskutieren.

Die Student*innen von Mauritz Lüps haben zukunftsweisenden Herausforderungen unter dem gemeinsamen Titel  „Land und Dichte“ aufgezeigt und Denkanstöße gegeben, die unserer Ansicht nach nicht einfach unter den Tisch fallen dürfen. 

Der GRÜNE Ortsverband Türkenfeld möchte deshalb das Thema noch einmal aufgreifen und dazu dann alle interessierten Türkenfelder Bürger*innen zum Mitdiskutieren einladen. 

Claudia Straßmann

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